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Es ist über
125 Jahre her, da zum ersten
Mal Besucher das Gebäude und die Einrichtungen der Eisenbahn
in Kleinkummerfeld betreten haben. Heute kommt leider keiner
mehr mit einem Dampfzug aus Neumünster oder Bad Segeberg.
Die Altona-Kieler-Eisenbahngesellschaft ließ
die Strecke bauen und
betrieb sie von 1875 bis 1883. Im Bestand der Gesellschaft
befanden sich
- 44 Lokomotiven,
- 124 Personen-,
- 13 Gepäck und
- 594 Güterwagen, sowie
- 28 Tender,
- 40 Arbeitswagen und
- 2 Schneepflüge.
Der Abtransport von Salz in Bad Segeberg
und landwirtschaftlicher Güter entlang der Strecke ließ
ein gutes Geschäft versprechen. Allein im Bahnhof Kleinkummerfeld
(bis 1916 Boostedt) ist durch die Anlieferung von Kohle für
die zahlreichen Ziegeleien in Boostedt eine stattliche Gleisanlage
entstanden. Bis zu 25 Mitarbeiter zählte der Bahnhof,
die sowohl die Kohle abgeladen, als auch die Ziegel wieder in die
Wagen verladen haben. Die Belieferung der Betriebe in Boostedt
wird sicherlich die Bahn zur Benennung der Station mit Boostedt
bewogen haben. Mit dem Königlich-Preußischen-Eisenbahngesetz
von 1883 wurde die Altona-Kieler-Eisenbahngesellschaft verstaatlicht.
Die Königlich-Preußischen-Eisenbahndirektion Altona
war ab 1884 für die Strecke verantwortlich. Am 10. April
1890 wird Bahnhof Boostedt eine Posthilfestelle eingerichtet.
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Die kürzeste Verbindung von der Reichshauptstadt
Berlin nach Kiel führte über
- Hagenow
- Zarrentin
- Ratzeburg
- Bad Oldesloe
- Bad Segeberg
- Kleinkummerfeld und
- Neumünster.
Dementsprechend wurde die Strecke ausgebaut,
um dem Kaiser die schnellste
Reise-Möglichkeit nach Kiel zu seiner Flotte zu garantieren
Die
Strecke war 25 km kürzer war als der "Umweg"
über Hamburg und es wurde das "Kopfmachen"
mit Lok-Wechsel in Altona
gespart.
So nahm der Kaiser seitdem immer diesen Weg,
wenn er von der Reichshauptstadt zum sog. "Reichskriegshafen",
z.B. zur Kieler Woche, reisen wollte. So kam die Strecke auch
zu ihrem Namen "Kaiserbahn".
Die Karte wurde entnommen : OpenStreetMap
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Aus der Gründerzeit als eingleisige
Hauptbahn entstanden, wurde sie dann bis 1907 zweigleisig ausgebaut.
Ob und wie oft der Kaiser über diese
Strecke gefahren ist, kann jedoch heute nur noch vermutet werden.
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nach Kiel |
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nach Hamburg |
nach Berlin |
Ein Kartenausschnitt eines Reprints von 1925.
Deutlich zu sehen, welchen neuralgischen Punkt Neumünster
schon damals für sich in Anspruch nahm.; zu damaligen
Zeiten war in Neumünster sogar noch ein Betriebsamt ansässig. |
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Mit dem Erlass der Königlichen Eisenbahndirektion
Altona vom 13. Januar 1916, unter dem Aktenzeichen 11V39/24, wurde
die Station Boostedt in Kleinkummerfeld umbenannt. Grund für diese Umbenennung
war die Verlängerung der Strecke der Altona-Kaltenkirchener-Eisenbahngesellschaft
von Bad Bramstedt bis Neumünster-Süd. Dadurch erhielt
Boostedt einen eigenen, verkehrsgünstig gelegenen Bahnhof,
und die Station Kleinkummerfeld verlor für den Güterverkehr
an Bedeutung. |
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Die Deutsche
Reichsbahn stellte 1925 nicht
nur für die Einheitslokomotiven neue Richtlinien auf,
sondern auch neue Einheitsbauformen für Signale und Sicherungseinrichtungen.
Bereits 1930 wurden diese auf der Strecke und im Stellwerk
Kleinkummerfeld eingebaut. Die heutige Hebelbank und der Verschlusskasten
im Stellwerk stammen aus dieser Zeit. |
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In Kleinkummerfeld gab es 2 Ladegleise: eines
als Stumpfgleis und das zweite mit einer doppelten Weichenverbindung
zum Gleis 1, als Umfahrgleis nutzbar. Neben den beiden durchgehenden
Hauptgleisen gab es ein Überhol- und ein Rangiergleis.
Fahrtechnisch war die Anlage in Rickling-Ölweiche auch zu Kleinkummerfeld zugeordnet.
Die Bedienung erfolgte immer als Sperrfahrt, da im dortigen Anschluss ein Umlaufen nicht
möglich war. Züge wurden also bei der Hinfahrt geschoben
und das Zug- bzw. Rangierpersonal musste von der Spitze aus der
die Strecke beobachten und die Signale dem Lokpersonal übermitteln.
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Karte:
mit freundlicher Genehmigung von Karsten Leiding --> Gleismannsbahnhof
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Der Gesamtverkehr auf der Strecke ist allgemein,
nach dem zweiten Weltkrieg, fast bedeutungslos geworden. Daraus
folgend wurden schon zum Anfang der fünfziger Jahre Pläne
gefasst, um das zweite Streckengleis abzubauen. 1954 wurden damit
begonnen und schon 1955 wurden die Arbeiten beendet. Der Zustand
von vor 1907 wurde somit wieder hergestellt. Durch den Strukturwandel
und dem stetigen Rückgang im Güterverkehr ist bereits
in Jahren 1970 / 1971 abermals ein Rückbau im Bahnhof Kleinkummerfeld
vollzogen wurden. Ein Ladegleis und die Weichenverbindungen
zu Umfahrung wurden zurückgebaut. Das Rangiergleis, sowie die
Signale am Gleis 3 wurden entfernt. Ab 1977 wurde an Sonn- und
Feiertagen der Personenverkehr mit Bussen gefahren und nur noch
an Werktagen mit Zügen. Mit der Eröffnung des Rangierbahnhofes
Maschen wurden auch Güterzüge auf der Strecke immer weniger.
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Als “Erste” von Neumünster ausgehende
Nebenbahn ist die Verbindung bis Bad Segeberg zum Winterfahrplan
1984 von der Schiene auf die Strasse verlagert worden. Am 29.
September 1984 verließ der N 4855 als vorerst letzter Personenzug
den Bahnhof Kleinkummerfeld. Um 14.55 Uhr endete nach 109 Jahren
die Möglichkeit hier in einen Zug ein- oder auszusteigen.
Bis 1993 wurde aber ein teilweise noch sehr lebhafter Güterverkehr
durchgeführt. Die Raiffeisen erhielt Düngemittel und vereinzelt
Kohlewagen. Sie verschickte wiederum mit der Bahn Getreide.
Aus dem Staatsforst wurde Holz versendet, wobei manchmal bis zu
20 Wagen zur Beladung bereit standen. Signale waren für
die Bedienung nicht mehr erforderlich und auch die Gleise 1 und
5 waren überflüssig. Das hieß den Abbau im
Frühjahr 1986 und gleichzeitig wurde das Gleis 2 zum Ladegleis,
sowie das Gleis 3 zum durchgehenden Hauptgleis umgebaut.
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Die Zukunft sieht wieder etwas optimistischer
für diese Strecke aus !
16.04.2002 - die Strecke wird wiederhergestellt
!
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Die Züge rollen wieder !
Die Verkehrsgesellschaft
des Landes Schleswig Holstein,
als neuer Besteller im öffentlichen Personennahverkehr,
hatte für die Strecke Neumünster-Bad Segeberg den Schienenverkehr wieder bestellt und
ausgeschrieben. Die AKN bekam zusammen mit der Hamburger Hochbahn
den Zuschlag und betreibt den Zugverkehr zwischen Neumünster
und Bad Oldesloe heute wieder durchgehend. Zugläufe bis
und von Büsum wären somit wieder denkbar, da die AKN auch
diese Strecken betreibt. Neue Lint-Triebwagen („Leichter
Innovativer Nahverkehrstriebwagen“) sind auf dieser Strecke im Einsatz.
Diese Fahrzeuge werden auch von der DB und der NOB eingesetzt.
Kleinkummerfeld wird allerdings nicht
als Haltepunkt angefahren, die Züge fahren leider ohne Halt
durch. |
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